Dünn aber robust
Basteln, spielen, experimentieren: Mit Nintendos Mix aus Bastelset und Minispielen soll all das möglich sein. Zuerst setzt man aus Pappbögen, Schnüren und dekorativen Stickern Dinge wie einen Motorradlenker, ein Klavier oder ein kleines ferngesteuertes Auto zusammen. Danach werden Konsolen-Elemente wie die kleinen abziehbaren Joycon-Controller in das Gebilde gesteckt, und man kann mit dem eigens gebauten „Toycon“-Objekt ein Minispiel steuern. Ab dem 27. April sind drei Labo-Produkte im Handel erhältlich (
deren Inhalt hier im Detail aufgelistet wird): Das Multi-Set für 69,99 Euro enthält viele kleinere Objekte wie die Angel, das ferngesteuerte Auto, das Piano, den Motorradlenker sowie ein Gebäude, in dem ein kleines Haustier wohnt. Wer sich ein größeres „Modell“ gönnen will, kann stattdessen 79,99 Euro für das „Robo-Set“ investieren und sich einen Kampfroboter-Anzug basteln – inkl. langen Schnüren und Bewegungssteuerung mit stampfenden Beinen und Armhieben in Richtung TV. Außerdem erhältlich: Ein kleines Design-Paket für 9,99 Euro mit bunten Stickern.
Trotz einer leichten Verzögerung flutschte die Roboter-Steuerung deutlich präziser als in manch altem Minispiel mit Bewegungssteuerung auf Wii oder mit Kinect.
Die erste Überraschung beim Ausprobieren war die Dicke oder besser gesagt Dünne des Materials. Wir staunten nicht schlecht, als die vorgestanzten Bögen zum ersten Mal in greifbarer Form vor uns lagen: Hält man die Kante direkt vors Auge, wirkt sie hauchdünn – beinahe schon wie bei einem Trennblatt für den Aktenordner. Vielleicht handelt es sich um eine optische Täuschung, denn in Videos und sogar auf unseren Fotos vom Event wirken die geriffelten Kanten deutlich dicker als in der Realität. Die gute Nachricht ist, dass sie trotzdem sehr robust zu sein scheinen: Beim Heraustrennen habe ich zwar hier und da einen versehentlichen Knick in dünne Elemente gemacht, sobald sie aber erst einmal gefaltet waren, wirkte alles erfreulich stabil. Selbst an dem langen Event-Tag haben wir kein einziges wirklich kaputtes Toycon entdeckt. Schlimmstenfalls flutschte mal etwas aus einer Halterung, was sich aber schnell wieder einbauen ließ. Oder eine Pfalz leierte auf Dauer etwas aus. Die Toycons dürften also auch kleinere Racheakte wütender Geschwister aushalten, die mit Schmackes auf ein Bauwerk stampfen.
Vergnügliche Bastelstunde
Das Zusammenbauen gehörte zu den schönsten Beschäftigungen: Je nach „Toycon“-Modell ist man laut Nintendo ein paar Minuten oder auch mal drei Stunden beschäftigt. Wir konnten das schnell machbare RC-Auto ausprobieren. Auch als kinderloser Single war es richtig spaßig, nach Ewigkeiten mal wieder etwas mit den eigenen Händen zu basteln statt nur vor den Editoren von LittleBigPlanet oder Super Mario Maker zu hocken.
Da genügend Bögen für alle Modelle beiliegen, muss man fertige "Toycons" nicht wieder abbauen, bevor man die nächsten in Angriff nimmt.
Aber auch jüngere Kinder dürften gut zurechtkommen, wenn die Eltern mal nicht mitmachen: Auf dem Konsolenbildschirm ruft man eine detaillierte animierte 3D-Anleitung auf, die sämtliche Handgriffe minutiös durchgeht. Mir war es schon fast etwas zu ausführlich – wer möchte, kann aber jederzeit vorspulen und so einzelne Schritte verkürzen. Hat man die Joycons im kleinen „Käferauto“ verstaut, bewegt es sich mit den Vibrationen des HD-Rumble vorwärts. Das geht zwar nur im Schneckentempo und man muss ein wenig per Schieberegler mit den Vibrationsfrequenzen herumspielen. Es handelt sich aber trotzdem um eine coole Spielerei – zumal man dank Stoppuhr und Infrarotkamera in einem der Joycons sogar Wettrennen im Dunkeln starten kann. Einfach ein paar Klötzchen und Hindernisse auf der Strecke platzieren und schon sieht man auf dem Bildschirm der Switch die Umgebung in der „Nachtsicht“. Weniger gut funktionierte eine Art Sumo-Ringen, bei dem man den Gegner aus dem Kreis drängt. Dafür ist der Vibrations-„Motor“ offenbar zu schwach - vor allem, wenn man das Gefährt vorher mit schweren Stickern oder Glitzerbommeln dekoriert hat.